Freitag, 17. Oktober 2008

Wilder Haufen gegen straff geführte Truppe

Bobby ist im Stress. Sie (ja, Bobby ist eine Frau) organisiert im Auftrag der "Veteranen für McCain" eine grosse Debatten-Party im Orleans-Casino von Las Vegas. An die 200 Leute kommen, schauen sich hier gemeinsam die letzte TV-Debatte der Präsidentschaftskandidaten an....und alle wollen etwas von Bobby: wo gibt's noch mehr Stühle? Wo kriege ich ein Glas Wein? Hast du Heather schon gesehen?
Und mitten im grössten Rummel will auch noch dieser Journalist aus der Schweiz Interviews machen . No problem for Bobby! Sie nimmt mich an der Hand und stellt mich jeder Menge Leute vor. Alle geben bereitwillig und freundlich Auskunft: der pensionierte Brigadegeneral, die Blue-Star-Mom (eine Mutter, deren Kind Kriegsdienst leistet), der Vietnam-Veteran im Rollstuhl; einfache Parteimitglieder und die Parteipräsidentin der Republikaner in Nevada, der freiwillige Helfer und die Gouverneurin von Hawaii, die heute Ehrengast ist. Alle sagen, was sie denken, geben Antworten auf meine Fragen und wollen wissen, wie die Leute in der Schweiz die Wahlen in den USA sehen.
Ich könnte Aufnahmen gleich für mehrere Sendungen machen. Welch ein Unterschied zu den Demokraten!
Nett sind die Leute zwar auch auf demokratischen Veranstaltungen und in den Büros der Obama-Kampagne - bloss sagen darf niemand etwas. Alles ist hier streng geregelt, bis ins kleinste Detail durchorganisiert, nichts wird dem Zufall überlassen. Wenn ein Reporter kommt, herrscht Alarmstimmung; nur wenige, chronisch überlastete Auskunftspersonen dürfen mit Journalisten sprechen. Wenn man sie endlich vor's Mikrofon kriegt, lösen sie die Aufgabe perfekt, geben durchdachte Antworten in druckreifen Sätzen. Das ist alles hoch professionell, wahrscheinlich erfolgreich - und ziemlich blutleer. Vielleicht ist es aber auch ein Hinweis, dass Barack Obama ein guter Oberkommandierender der Streitkräfte sein wird. Die Wahlkampftruppe hat er jedenfalls fest im Griff, während der alte Soldat McCain einen ziemlich chaotischen Haufen befehligt.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Das ist doch hübsch, endlich mal ein positiver Aspekt in McCains Kampagne. Das bisschen Anarchie macht ihn ja beinahe sympathisch. Fast so, wie Sarah Palins Auftritt in Saturday Night Live (http://www.nbc.com/Saturday_Night_Live/video/clips/gov-palin-cold-open/773761/), obwohl sie ja böse Kritiken erhielt. Ungerecht, finde ich - ist ja letztlich keine Komödiantin, oder höchstens unfreiwillig.